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internationales studentisches Seminar in Tallinn Jan./Feb. 2010

Tallinn ist eine der jüngsten Hauptstädte Europas, zeigt sich allerdings in altem Gewand. Mit ihrer gut erhaltenen Stadtmauer, den alten Wehrtürmen, Kirchen und Handelshäusern versetzt der Tallinner Stadtkern, die sogenannte Unter- und Oberstadt, seine Besucher in eine andere unbekannte, mittelalterliche Welt. Zu Recht ist der dieser Teil der Stadt zum UNESCO-Weltkultur-Erbe ernannt worden. Hundert Meter weiter erstreckt sich allerdings auch die Neustadt Tallinns, in der sich das junge und ehrgeizige Herz der Hauptstadt zeigt. Wer in diesem Stadtteil steht und von der jungen baltischen „Boomtown“ spricht, dem wird niemand widersprechen. Hier sind in den letzten zwanzig Jahren Wolkenkratzer mit Hotels, Büros, Restaurants und Shoppingcenter entstanden. Von all‘ diesen gegensätzlichen und farbenfrohen Facetten konnten auch wir, Nataliya Holovetskaya (Ukraine), Sergej Lapshin (Russland), Tomasz Lis (Polen) und Philipp Otto (Deutschland), uns überzeugen.

Im Rahmen des internationalen studentischen Seminar „Gesellschaft in Russland, Polen, Estland, Deutschland und der Ukraine heute: wirtschaftliche, rechtliche und kulturwissenschaftliche Aspekte“ an der Tallinner Universität reisten wir, als Delegation von vier Studenten der kulturwisschenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät unserer Universität, am 30. Januar 2010 nach Tallinn, der winterlich verschneiten Hauptstadt Estlands. Organisiert wurde diese Reise vom Lektorat Russisch des Sprachenzentrums, speziell von Frau Elena Dormann, sowie von Frau Inna Adamson vom Institut für slawische Sprachen und Kulturen der Tallinner Universität.

Am Sonntag, dem 31. Januar, dem Tag nach unserer Anreise, erkundeten wir gemeinsam mit Tatjana, einer Studentin der Universität Tallinn, bei gefühlten -15 °C die Unter- und Oberstadt. Sie zeigte uns alle Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die „dicke Margarete“, einer der 26 erhaltenen Türmen entlang der Stadtmauer, das einzige vollständig erhaltene gotische Rathaus Nordeuropas oder die Alexander-Newski-Kathedrale auf dem Domberg (Toompea, Oberstadt), wusste aber auch ergotherapeutische Tipps und Übungen, um sich bei Kälte und Schneefall wieder aufzuwärmen.

Am frühen Morgen des nächsten Tages fuhren wir mit der Fähre über die zunächst tiefblaue und dann komplett vereiste Ostsee in das gerade einmal 80 km entfernte Helsinki. Dort besuchten wir die ehemalige Universitäts- und heutige Nationalbibliothek Finnlands, die die größte slawistische Sammlung des Westens beherbergt. Die Leiterin der slawistischen Abteilung führte uns durch das 1845 erbaute Bibliotheksgebäude. Sie zeigte uns zunächst die mächtige und durch die hohe und reich verzierte Kuppel eindrucksvoll wirkende Eingangshalle, in der die größten Enzyklopädien aller Sprachen zu finden sind. In deutscher Sprache standen neben vielen anderen die Enzyklopädien von Meyers und Bertelsmann in den Regalwänden aus Holz. Danach zeigte sie uns natürlich auch die slawistische Sammlung und die online-Recherche-Datenbank der Bibliothek, in der man nahezu alle jeher veröffentlichten Zeitschriften, Journale und Artikel in russischer und anderen Sprachen finden kann. Nachdem wir dann noch einmal die Innenstadt Helsinkis auf eigene Faust erkundet haben, ging es am Abend mit einer anderen Fähre in 3,5 Stunden wieder zurück nach Tallinn.

Am Dienstag, dem 2. Februar 2010, unserem letzten vollen Tag in Tallinn, fand das Seminar „Gesellschaft in Russland, Polen, Estland, Deutschland und der Ukraine“ an der Universität Tallinn statt. Unser Ziel der Reise ist mit diesen Tag gekommen und nachdem wir in Ruhe gefrühstückt hatten, begann um zehn Uhr unser gemeinsames Seminar. Frau Inna Adamson eröffnete das Seminar und begrüßte alle Anwesenden, die zu Beginn zahlreich erschienen waren. Im Anschluss folgte das Referat von Frau Elena Dormann, der Leiterin des Lektorats Russisch der Europa-Universität Viadrina, über Fremdsprachenausbildung an unserer Uni, einschließlich ihrer persönlichen Erfahrung über den Fremdsprachenunterricht an der deutsch-polnischen Grenze. Danach folgten jeweils 10 – 15minütige Vorträge über Themen aller Bereiche, wie zum Beispiel „Die russischsprachige Bevölkerung in Estland und Massenmedien“, „Aus der Erfahrung des Russischunterrichts in der 6. und 7. Klasse an estnischen Gymnasien“, „Der dritte Sektor und Volontariat in Estland“ oder „A. S. Puschkin, als Grundlage interkultureller Kontakte“. Nach diesen vier weiteren interessanten Referaten Tallinner Studenten und Lektoren der Universität trafen sich alle Anwesenden zu einer kleinen Kaffeepause, bei der deutsche und estnische süße Köstlichkeiten sowie Tee und Kaffee angeboten wurden. Im zweiten Teil des studentischen Seminars setzten wir die Vorträge und Diskussionsrunden fort und Tomasz Lis referierte über „Die Rolle der deutschen Sprache an russischen und polnischen Schulen“, Sergej Lapshin „Tabus in heutigen Polen“ und Nataliya Holovetskaya über „Reformationsprozesse im Bildungssystem der Ukraine“. Den Abschluss bildete der Vortrag „Das Studium an der Europa-Universität Viadrina, und das studentische Leben in Deutschland heute“ (Philipp Otto), der gerade für die Tallinner Studenten interessant war. Ausklingen ließen wir den Tag mit einem Nachmittag russischer und polnischer Lieder, gesungen von Sergej und Tomasz. Sie sangen unter anderen Lieder von Juri Garin oder Andrej Makarewitsch, die Sergej mit der Gitarre begleitete. Dazwischen moderierten beide den Nachmittag simultan in russischer und polnischer Sprache, um die Internationalität des Seminars nochmals zu betonen.

Am nächsten Tag hieß es leider wieder: Rückflug über Riga (Lettland) nach Berlin Tegel. Zunächst konnten wir allerdings noch gemeinsam unsere Fahrt bei einem Mittagessen im Café Pushkin abschließen und uns über alle Eindrücke und Erfahrungen, die wir in Tallinn sammeln konnten, austauschen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass diese Fahrt nach Tallinn für mich persönlich eine wertvolle Erfahrung war, die ich nicht missen möchte. Bei den gemeinsamen Abenden in der einen oder anderen Bar in Tallinn lernte ich neue gute Freunde kennen und die allabendlichen Unterhaltungen im Hotel, zum Beispiel über unterschiedlich Sitten und Gebräuche, bereicherten die Fahrt nochmals. Jedem, der die Möglichkeit einmal haben sollte an diesem Seminar teilnehmen zu können, kann ich nur empfehlen, diese Chance auch zu nutzen, um solch‘ unvergessliche Tage in Tallinn zu erleben.

 

Philipp Otto

wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

4. Semester IBWL